DHM in Krefeld 2025
Freitag
Am Freitag um 06:00 Uhr morgens trafen sich 9 müde Menschen, um zur DHM nach Krefeld aufzubrechen. Auch wenn die Fahrt lang war, so wurde sie genutzt: Erik fühlte sich aufgefordert den “akademischen” Teil des ARVs zu vertreten und vervollständigte noch eine Uni-Abgabe in der letzten Stunde. Danach wollten wir uns aber komplett dem Rudersport widmen.
Angekommen an der Regattastrecke wurden die ersten Boote aufgeriggert, die Strecke ein bisschen ausgecheckt und der Steuermann des Novice-Männer-Vierers sprintete gerade noch rechtzeitig zur Waage.
Vorlauf Männer
Das SM 4x+ (Gig) Boot war bereit sich mit der Oppendorf über 500m im Vorlauf zu behaupten. Die Mission der Herren (Simon, Erik, Leif, Julius mit Feliix an den Steuerseilen) war es, sich für das Halbfinale zu qualifizieren. Simon beschreibt seine Gedanken beim Vorlauf folgendermaßen “[Zensiert], wir sitzen in der super schweren Oppendorf und das letzte Training war zwar gut aber waren wir wirklich schnell oder schnell für 4 Leute in der Oppendorf?”. Es stellt sich heraus, dass die Herren wirklich schnell waren und es fand ein souveräner Einzug ins Halbfinale statt.
Vorlauf Zweier
Lucie und Josefine hatten sich vorgenommen, wieder mit Plietsch im SF 2x- Challenge zu starten. Da auch hier das Meldefeld recht voll war, fanden schon am Freitagnachmittag Vorläufe statt, um zu entscheiden, wer sich für die eigentliche Regatta qualifiziert.
Die Erfahrung aus den vorherigen Regatten und DHMs zahlte sich für das dynamische Duo aus. Das eingespielte Team konnte trotz der Nervosität die Nerven bewahren und auf ihre einstudierte Routine zurückfallen. Erfahrung ist viel wert und so konnte sich das Team für den Regatta Einzug qualifizieren.
Zwischen den Vorläufen kam dann auch das “Franzimobil” an mit weiteren Ruderer:innen. Trotz der vielen Staus und Baustellen war der Frauenvierer dann auch vollständig und bereit im Vorlauf zu kämpfen, um die 100% Einzugsquote des ARV aufrechtzuerhalten.
Vorlauf Frauenvierer
Unser Vierer für das SF 4x+ (Gig) Rennen bestand aus Laura, Josi, Vivi, Lena und Steuerfrau Franzi im Hans Horns. Zwar hatte der Vierer nur selten als Team gemeinsam trainieren können, aber alle Ruderinnen waren noch vom Studi-Vierer und Stadtachter in Topform. Josi fasste den Qualifikationskampf zusammen: “Der Vorlauf war mit unser bestes Rennen: Rückenwind, erster Platz und ich hatte Hoffnung, dass wir weiterkommen könnten als unser gemeinsames Training das eigentlich vermuten lassen würde.“
Nachdem das ARV Team bereits mit dem Renntag durch war und sich Richtung Unterkunft machte, kam auch gegen 19:30 das letzte Auto mit Jost und Jules an. Die beiden hatten erst am nächsten Tag ihren Vorlauf, aber wollten nochmal die Regattastrecke im 1x austesten.
In Jules Fall war das dringend nötig - sie erfuhr erst 4 Tage zuvor, dass die Rudergesellschaft Germania unter Julia Schütrumpfs Vermittlung ihr einen Renneiner stellt und sie ihr Rennen bestreiten kann. Den mussten Jost und Jules dann erstmal auf dem Regattaplatz finden - danke Karsten! - und aufriggern. Das Testrudern um 21 Uhr zahlte sich aus, auch wenn Jules die 1000m doch sehr lang vorkamen.
Angekommen bei unserer diesjährigen Unterkunft, überzeugte uns Felix mit überragenden Einparkkünsten des BoWas unter Einweisung von Erik und Julius („äh ja, passt….Stop!!“). Sparsam, wie die Aktivitas ist, nächtigten wir kostenlos bei Flexis Eltern in der Casa Kronenberg. Sie waren nicht nur wahnsinnig entspannt bei dem Gedanken 15 (immer hungrige) Ruderer:innen zu beherbergen sondern stellten uns auch das ganze Dachgeschoss zur Verfügung. “Wohnen wie beim Orden des Phönix.” war die Zusammenfassung, irgendetwas war immer los und jemand lief immer die Treppen rauf oder runter. Entsprechend ist es kein Wunder, dass in der Post-Regattabefragung die Unterkunft durchgehend mit 5/5 Sternen bewertet wurde.
Samstag
Halbfinale Männer
Am nächsten Morgen war wieder der Männer Vierer das erste Boot von uns auf dem Wasser. Angespannt waren alle und die Hoffnung blieb, dass alles glatt laufen würde für einen Einzug ins A-Finale. 2 Minuten bis zum Start, Achtung, Los! Die Oppendorf setzte sich in Bewegung und zog davon. Von Land aus konnte man die letzten 200 m sehen und die Mannschaft anfeuern. Erik summiert: "Wir sind ein richtig gutes Rennen gefahren und haben verdient den ersten Platz gemacht.”
Halbfinale Zweier
Auch Lucie und Josefine fuhren kurz danach ihr Halbfinale und qualifizierten sich für das B-Finale. Die Wetterbedingungen hatten sich verschärft gegenüber Freitag, so wehte ein Seitenwind direkt am Start der ein gewisses Geschick forderte. Aber, von vorherigen Regatten erprobt, meinte Josefine: "Nach der Regatta in Otterndorf kann uns kein schräger Seitenwind mehr aus der Ruhe bringen.”
Halbfinale Frauen
Der Frauenvierer bestritt bereits ebenfalls das Halbfinale. Das Boot qualifizierte sich für das A-Finale, aber das wahre Drama fand davor statt. Beim Kommando für den Bootseinstig war Laura noch nicht ganz so weit und durfte noch vor ihrem Rennen einmal komplett baden gehen. Sehr zu unserer Freude war Schriftwart Simon währenddessen am Filmen.
A-Finale Männer
Am Mittag stand für den Männervierer das A-Finale an. Nervös, aber bereit, ging es für sie an den Start gegen Angstgegner Dresden. In einem fulminanten Finale und ein bemerkenswert starkes Team aus Dresden erkämpften sich die Männer den zweiten Platz🥈. Im Anschluss an das Rennen konnte man auch noch entspannt mit der Siegermannschaft reden und die gegenseitige Leistung würdigen: der Sportgeist bleibt stark beim Rudern.
In der Zwischenzeit
Auch an Land sollte die Zeit schnell vergehen. Die Rudernden vertrieben sich mit allmöglichen Späßen die Zeit. Jules und Julius messen sich im Schach (Jules gewann mit Schwarz). Lucie und Vivi probierten sich in der Akrobatik aus. Mehrere Zeugen berichteten von einer durchaus beeindruckenden Hebefigur, die komplett lachend zusammenbrach als Vivi Lucie ausversehen beim Reden anspuckte.
Ein Highlight für die Teilnehmenden war der Besuch am Regattaplatz von AD Randi, die in Krefeld wohnt. Auch wenn wir uns alle zuvor nicht kannten, so schnell flossen die Unterhaltungen und man tauschte sich darüber aus, wie sich das Vereinsleben über die Zeit verändert hat. Randi brachte uns auch einen Original ARV Pullover aus den 90ern mit, dessen zeitloses Design bei allen Aktiven auf direkte Begeisterung stößt. Erik redete am nächsten Tag noch vom Design. Wenn es also demnächst eine Neuauflage geben sollte - bedankt euch bei Randi!
B-Finale Frauenzweier
Lucie und Josefine flogen anschließend im B-Finale übers Wasser und kamen als erstes Boot ins Ziel. Ob es am RedBull, der ersten Fahrt im englischen Stil oder am Adrenalin durchs beihnahe-Kentern am Start lag, lässt sich nicht ganz beantworten. Lucie erinnert sich “Wir haben die anderen [Anm: ARV vom Land aus] schreien gehört (ich hab auch geschrien) und dann waren wir auf einmal als erste über der Ziellinie” Super zufrieden und stolz auf sich waren sie allemal, das Rennen so souverän gemeistert zu haben. (Insgesamt Platz 7 von 14)
A-Finale Frauenvierer
Das Thema, dass der Frauenvierer immer Ärger vor dem Rennen hat, sollte sich weiterziehen. Beim Einfahren hieß es, dass eine der Rollen auf der 2 kaputt ist. Es gab keine Zeit nochmal anzulegen und die Reparatur durchzuführen. Besagte Rolle hielt das Rennen leider nicht mehr durch, sondern explodierte kurz vor dem Ziel in ihre Einzelteile. Unser starkes Team kämpfte sich trotzdem auf Platz 5 und schloss das Rennen nicht mal 2 Sek nach dem Siegerteam ab.
Einerrennen
Nachdem sie am Freitagabend noch bei spiegelglattem Wasser die Rennstrecke erkundet hatten, mussten sich Jules und Jost im Challenge Frauen-Einer und Challenge Männer-Einer durch den stärker werdenden Wind kämpfen. Auch Julia Schütrumpf bestritt mit großem Erfolg ihren Vorlauf.
Jost plagte schon während der Hinfahrt eine hartnäckige Erkältung und er testete die Grenze des legalen Dopings. Kein Heilmittel war zu obskur. So wurde der Rest des ARVs über die Vorzüge von Melone + Himalayasalz unterrichtet, welches [Anm: angeblich] die V02 Max. Kapazität kurzfristig um 10% erhöhen kann. Diese Erkältung sollte aber nicht im Weg stehen. In dem dominantesten Vorlauf von allen ARV Booten kam Jost als erster über die Ziellinie mit 3 Bootslängen Abstand zum Zweiten. Im Post-Rennen Interview fasste er seine Gedanken während des Rennens als “Warum bin ich vorne?” zusammen.
Mixed
Als letztes Rennen des Tages stand der Vorlauf des Novice-Mixed-Vierers an, dessen Besatzung alle schon mehrere 500 m Rennen in den Beinen hatten. Die Probleme des Hans Horns sollten auch diese Mannschaft nicht verschonen: Aufgrund einer gebrochenen Druckstrebe fuhr Leif das Rennen nur mit halber Kraft, was trotzdem dazu führte, dass der Vorlauf mit einer Bootslänge Vorsprung gewonnen wurde und der Einzug ins Viertelfinale folgte.
Der Abend endete schließlich mit einem Besuch bei der Ruderwerkstatt, dessen Mechaniker mit kritischem Blick den lieben Hans Horns betrachtete, dem man die häufige Nutzung und das Salzwasser ziemlich ansah. Nach kurzem Überlegen fand er eine Lösung für die gebrochene Druckstrebe und fing an zu basteln. Beim Prüfen der anderen Druckstreben fiel schließlich eine zweite gebrochene auf.
Als er dann noch die Kielschiene sah, deren Kleber sich durch die Hitze auf dem Hänger auf der Hinfahrt zur Hälfte gelöst hatte, fielen ihm fast die Augen aus dem Kopf und trotz der fortgeschrittenen Uhrzeit von 21:00 Uhr konnte er es zum Leidwesen seiner Frau und Kinder nicht lassen, dieses Problem auch noch zu lösen (Er schien auch nicht verwundert zu sein, dass der ARV Kiel ein solches Boot zu ihm brachte. Er konnte sich insbesondere an eine DHM Teilnahme 2015 erinnern, wo das ARV Boot scheinbar noch an der Startlinie Steuerperson und Schlag gewechselt hat. Wir sind über sämtliche weiterführende Informationen zu diesem Ereignis dankbar.).
Ein großer Dank geht nochmal raus an Flexis Eltern, die uns nicht nur die Unterkunft zur Verfügung gestellt haben, sondern auch tatkräftig bei der Vorbereitung des Abendessens unterstützten, sodass wir trotz des längeren Besuchs bei der Ruderwerkstatt alle noch etwas zu essen bekamen.
Sonntag
Der Sonntag startete noch früher als der Samstag mit dem Viertelfinale des Mixed-Vieres. Das Wetter hatte sich gegenüber Samstag noch verschlechtert - so kam es, dass einige tatsächlich lange Shirts unter ihren Einteilern trugen. Es war bewölkt und der Seitenwind war merklich stärker als noch am Sonntag.
Unser Mixed Boot bestritt erfolgreich nach Hans Horns Übernachtreparatur das Viertelfinale und avancierte somit zum Halbfinale eine Stunde später. Für das Team um Franzi, Simon, Leif, Vivi und Steuermann Feliix gerade also genug Zeit um noch eine Kleinigkeit zu essen. Auch das Halbfinale wurde souverän und überzeugend bestritten. Unter lautstarken “A-R-V” Jubel vom Ufer aus huschte das Boot als Erstes über die Ziellinie und ging somit als Favorit in das Finale.
Kurz danach folgten die Halbfinales von Jules, Julia und Jost im Einer. Der Seitenwind am Start hatte nochmals zugenommen. So kam es, dass die von Jetlag geplagte Jules um 9:00 Uhr zum Start ihres Rennens beinahe in die Bahn ihrer Nachbarin hineinfuhr und ihre Fahrt die Bahn herunter eher einem Pinball glich. Im B-Finale sollte sie noch eine Chance erhalten, es besser zu machen. Jost ließ sich trotz seiner schlechter gewordenen Erkältung nicht von einem Start abhalten und fand sich in einem guten Streckenschlag wieder. In dem Moment wo er überlegte, ob sich das Tempo wirklich über die ganze Strecke so halten ließ, streifte er noch kurz die Bojenkette auf den letzten Metern. Es reichte trotzdem für das B-Finale.
Mittags Finale Einer
Keine 2 Stunden nach dem Halbfinale mussten beide Einer wieder an die Startlinie. Jost, geplagt von Erkältung und Laktat, war nicht hier um zu denken sondern um zu handeln (oder husten). Trotz der undankbaren Wetter- und Lungenbedingungen konnte er den Ruderer der Uni Potsdam noch hinter sich lassen und das B-Finale auf Platz 5 beenden aus einem Meldefeld von über 30 Ruderern.
Jules und ihr geliebtes Leihboot Freki fanden auch ihren letzten Kampfgeist für das B-Finale. Die Lektionen aus dem Vorlauf wurden konsequent umgesetzt und die Ausrichtung passte trotz der starken Windböen. Einen kurzen Schreckmoment gab es, als die Ruderin aus Duisburg-Essen in der Nebenbahn kenterte und das Wasser noch unruhiger wurde durch das Motorboot der Wasserrettung. Jules kämpfte sich unter A-R-V-Geschreie nach vorne und schloss das B-Finale als Zweitplatzierte in ihrem Rennen ab (Platz 8 gesamt).
Die Einerrennen sollten auch die letzten Rennen mit akzeptablen Wetter sein. Der Regen traf ein und so musste das ARV Lager in dem 4,5 m² großen Pavillon zurechtfinden. Nass und kalt: unsere liebsten Regattabedingungen. Nach der Mittagspause mit viel Nudelsalat fuhr der Mixed Vierer bis auf die Knochen durchnässt noch ihr Finale, was das letzte Rennen aber auch das erfolgreichste war und mit einem Sieg endete. Zusätzlich qualifizierte sich das Team für die World University Games (WUG) einige Wochen später in Duisburg, wo sie nochmal gegen die anderen 11 besten Boote aus ihrer Kategorie antreten und auf jeden Fall als Favoriten am Start sein werden!
So ging ein insgesamt sehr erfolgreiches Wochenende zu Ende und es stand nur noch die Rückfahrt an. Im Regen wurden die letzten Sachen eingepackt und aufgeladen und es ging wieder zurück nach Kiel.
Medaillenspiegel:
1x Gold, 1x Silber
Julia Francesca Engel & Josefine Ziebarth