Elfsteden 2025
(N)irgendwo in Zeit und Raum
Wie reist man eigentlich zu einer Regatta in den Niederlanden? Wer sich an Lucies Otterndorf Bericht erinnert ahnt, dass die Antwort: „Mit Simons rotem Flitzer!“ unerwartete Schwierigkeiten bergen kann. Das realisierte ich dann als Franzi mir die Einzelteile meines Autoschlüssels überreichte, nachdem sie nur kurz ihre Isomatte in meinem Auto verstauen wollte. Wäre ja auch nicht so wild gewesen, wenn das Auto dann noch angesprungen wäre. Glücklicherweise ist der ARV im Sommer gut besucht, sodass Schwo und Niki, den mir nicht überreichten Teil des Schlüssels (einen nicht ganz unwichtigen Chip) fanden. Einen Abstecher bei Johanna in Hamburg und bei Janne in Oldenburg später waren wir dann letztlich doch noch auf dem Weg Richtung Campingplatz. Dort erwartete uns eine gut gelaunte Gruppe ARVer mit unseren auf dieser Regatta viel beneideten „Campingstuhlbänken“.
Wir erfuhren von den Anreisen der anderen Teams und stellten fest, dass in WilLis Auto das Thema Dating wohl großen Raum eingenommen hatte. Fragt man Jost, so muss der Wahl-O-Mat wohl unter ganz besonderen Umständen absolviert werden, um sich seines Partners sicher sein zu können. Ich lasse das mal so stehen und bitte von weiteren Fragen dazu abzusehen. Unsere Camp-Nachbarn waren alte Bekannte. Die Rhenusen hatten sich neben uns niedergelassen, was die Gelegenheit zu dem ein oder anderen netten Plausch gab.
Nach den langen (und in meinem Fall nervenaufreibenden) Autofahrten wollte jeder sich noch einmal die Beine vertreten, bevor es dann früh ins Bett gehen sollte. Wie so vieles im ARV ging auch dieser Spaziergang nicht ganz ohne Unsinn ab. Lucie trug Erik Huckepack, wir veranstalteten ein Rennen bis zum nächsten Mülleimer und im Amphitheater wurde „Bara Bada Bastu“ performt. Der ganz normale Wahnsinn halt. Erik und Lucie machten außerdem vor der frühen Nachtruhe auch noch einen kleinen Schlenker, um sich mit mehreren Ziegen anzufreunden. Es sei ihnen gegönnt.
Nach einem gemeinsamen Frühstück und köstlichem Löskaffee wurde es dann ernst. Das Boot wurde am Zeltplatz regattatauglich gemacht, Verpflegung für die lange Nacht vorbereitet und nochmal die ein oder andere Steueretappe studiert. Wir machten uns auf den Weg gen Regattastrecke, bohrten fachmännisch mit der Schere Löcher in unsere Fußhalterungen (wie bereits in Otterndorf erprobt) und übten noch einmal die Wechsel. Wir meint dieses Jahr Janne & Nele, Inke & Eva, Lucie & Josi, Erik & WilLi, Johanna & Jost und Simon & Franzi. Also ein echt starkes Team… Aber auch das stärkste Team ist bei einer solchen Regatta nichts ohne gute Fahrer. Zum Glück waren wir zweifach gesegnet und hatten stets unsere fürsorglichen Fahrer Hans und Felix an unserer Seite. Zusätzlich hatte sich im Vorfeld noch ein Fahrradteam in Gemeinschaft mit der Rudergesellschaft Germania gebildet. Dort traten Leif, Daniel, Julia und Ella vom ARV, sowie Karsten und Clara von Germania an.
Am Start durch lautstarke „Hui Hui“-Rufe angefeuert starteten Janne und Nele, gesteuert von Franzi, bei bestem Wetter schließlich in die erste von vielen Etappen. Der Start ist wie ich finde insgesamt ein schönes Symbolbild für die gesamte Regatta: Es wurde sich angefeuert, es wurde unterstützt und es wurde vor allem gemeinsam Spaß gehabt. Ob nun beim Motivieren der anderen vom Steuersitz aus oder beim übermüdungsgeladenen Rumalbern im Auto. Persönlich habe ich wohl das Motivieren am meisten genossen, bin ich doch nun stimmlich vielleicht in dem ein oder anderen holländischen Örtchen bekannt. Andere wiederum, habe ich mir sagen lassen, bewerteten den Spaßfaktor ihrer Ruderetappe an der Anzahl an überholten Booten.
Woher die Motivation auch kam, jedes Team punktete mit seinen ganz eigenen Stärken. Zu Jost und Johanna brauchen wohl nicht viele Worte verloren werden… Nicht ohne Grund erhielten die beiden die 10 Kilometer Etappe. Janne und Nele glänzten als Veteraninnen mit viel Erfahrung und der nötigen Ruhe. Eva und Inke haben am meisten trainiert und das sah man dann auch. An Josi und Lucie erinnere ich mich selbst von meiner Dokkum-Steueretappe als besonders ausdauernd und ehrgeizig. Erik und WilLi brachten die nötige Kraft und gute Stimmung auf und Franzi und ich waren wie so oft top motiviert. Oder vielleicht auch mal etwas drüber, das müssen andere entscheiden. Wie dem auch sei, mit vereinten Kräften kamen wir nach 22:00:20 als 52 er (von 98) der Gesamtwertung und 26 er (von 58) der „Tour“-Wertung ins Ziel. An dieser Stelle möchte ich natürlich auch nochmal die Leistung unser Radler würdigen, die es nach 23:04:35 ins Ziel schafften und somit 78er der Gesamt-, sowie 6er (von 9) der „Eco“-Wertung wurden. Schön, dass wir euch manchmal dabei unterstützen konnten.
Letztlich ist ein so kurzer Bericht leider wie immer nicht vollständig, aber wie der ein oder andere treffend nach der Rückkehr zum Zeltplatz bemerkte: Es war mal wieder ein Wochenende an einem physisch wie mental ganz anderen Ort mit ganz wunderbaren Menschen. Quasi Urlaub, nur halt ohne Ausschlafen.
Simon Müller