RBL 2024
Die schnellsten Achter Deutschlands
Wie und wann genau das passiert ist weiß ich auch nicht mehr genau, aber ich durfte dieses Jahr inmitten von ganz vielen schnellen Booten in der Ruderbundesliga mitfahren. Kurz gesagt das RBL-Frauenteam aus Minden, in der Liga auch bekannt als „Team Red“, hat zu Saisonbeginn nach Verstärkung gesucht und so kam diese Anfrage über mehrere Ecken und zuletzt über unsere AD Alkoo bei mir an. Schneller als ich gucken konnte, stand dann fest, dass ich am 07.09. beim 2. Renntag in Rendsburg mit an den Start gehen darf. Ganz ohne Vorbereitung sollte das allerdings nicht passieren und so ging es an einem Samstag im August für mich gemeinsam mit Alkoo und Leslie vom EKRC nach Minden, um dort mit den Mädels eine Runde zu trainieren. Natürlich war das sehr viel Aufwand für nur ein Training nach Minden zu fahren, allerdings hat das Training wirklich sehr viel Spaß gemacht und gezeigt, dass ein Achter auch mit acht komplett willkürlich zusammengewürfelten Frauen laufen kann. Da wir schneller mit allem durch waren, als wir dachten, konnten wir uns so auch noch die Stadt angucken. Dies sollte allerdings auch das einzige Training für mich bleiben und so blieb mir nur die alleinige Vorbereitung auf dem Ergo. 350m im Boot schmerzen zwar auch sehr sehr doll, aber auf dem Ergo ist das gefühlt noch viel schlimmer! Nach einer kurzen Nacht, da ich noch auf der Hochzeit einer Freundin war, ging es dann für mich am 07.09. früh morgens nach Rendsburg. Am Hafen angekommen wirkte noch alles etwas ruhig, aber einige motivierte Mannschaften tummelten sich bereits auf dem Wasser, um noch eine letzte Trainingseinheit mitnehmen zu können. Für uns wäre das vielleicht auch gar nicht so schlecht gewesen, aber aufgrund der unterschiedlichen Anreisen und der Tatsache, dass wir unser Boot erst noch aufriggern mussten, war das leider nicht möglich. Neben mir sollten heute noch Leslie und Svenja vom EKRC und sechs weitere Frauen aus Minden, Münster, Bonn und Bremen für das Team Red starten. Alkoo, die ich ja bereits am Anfang erwähnt hatte, hat am Renntag in Mülheim zwei Wochen später teilgenommen.
Nachdem wir das Boot aufgeriggert und uns häuslich eingerichtet haben, gab es dann noch eine kurze Lagebesprechung und erstmal eine Übersicht über die vorhandenen Einteiler. Wir waren zwar etwas knapp besetzt, aber hatten immerhin genug dabei, um alle im Boot einzukleiden. Die Teamfarben hätten nicht passender zu meiner sonstigen Ruderausrüstung seien können. Der rot-weiße Einteiler mit meinen rot-weißen Adiletten, der rot-weißen Uhr und wie soll es anders sein, meiner rot-weißen schnellen Brille passte wie die Faust aufs Auge. Da wir in der Renntagsbesetzung noch nie zusammensaßen, wurde auch direkt vor Ort die Besetzung für das erste Rennen beschlossen und ich durfte auf der 6 Platz nehmen. Unser erstes Rennen sind wir nur gegen die Uhr gefahren und konnte so auch erstmal die Konzentration auf uns legen. Im zweiten Rennen war das dann auf einmal ein ganz anderes Gefühl gegen ein anderes Team zu fahren. Wir musste hier gegen den Sachsen Energie Achter aus Leipzig ran und mussten uns zwar geschlagen geben, aber sind schon direkt drei Sekunden schneller gewesen als im Rennen ohne Gegnerinnen. Es macht also schon direkt einen Unterschied. Uns war bereits klar, dass wir mit unserer Ausgangslage nicht mit den anderen Teams mithalten konnte, dennoch haben wir uns von Rennen zu Rennen gesteigert und hätten es fast schaffen können in unserem letzten Rennen gegen die Maschseenixen aus Hannover zu gewinnen. Ein Sieg hätte für uns den 6. Platz an diesem Renntag bedeutet, aber einen zehntel Sekunde schneller waren die Mädels aus Hannover dann leider doch.
Was natürlich im Anschluss an alle Rennen nicht fehlen durfte, war die Ehrenrunde, die jedes Team am Ende eines Renntags absolviert. Hierfür haben wir uns bereits zu Beginn der Saison ein Lied ausgesucht und dieses wurde dann im Hintergrund abgespielt als wir noch einmal die Strecke runtergefahren sind und all unsere Namen aufgezählt wurden. Das war zwar etwas unkoordiniert, aber trotzdem ein sehr schöner Moment!
Ob ich mit der Einstellung nur ein paar Rennen zu fahren, an diese ganze Sachen rangegangen bin und nicht damit gerechnet hätte direkt alle Rennen mitzumachen? Vielleicht. Ob ich auch ein wenig an meine persönliche Grenze gegangen bin? Sehr. Und ob ich mich trotzdem unfassbar doll darüber freue das alles mitmachen zu dürfen? Auf jeden Fall! Mit etwas mehr Vorbereitung und vielleicht auch mehr Erfahrung, hätte das noch viel cooler werden können. Aber ich bin ganz ehrlich, ich würde es immer wieder tun und kann jetzt einfach von mir sagen Ruderbundesligistin zu sein. Auch wenn das in der Ruderwelt nicht den höchsten Stellenwert hat, für mich ist es was ganz Besonderes und ich bin sehr dankbar für die Erfahrung und Möglichkeit!
Janne Pingel