Stadtachter 2024

Wie Wolfi fast den Stadtachter 2024 gewonnen hätte…

Seit jeher ist der Stadtachter eines der berüchtigtsten Rennen der Ruderwelt, dicht gefolgt von Olympia und der Henley Regatta. Kein Wunder also, dass sich schon zu Beginn des Jahres 4 Mädels, 4 Jungs und ein wackerer Steuermann gefunden hatten, die sich dieser Herausforderung stellen wollten.
„Guten Morgen und herzlich willkommen beim FKK-Achter. Ich hab‘ der Gruppe mal einen Namen gegeben, muss ja nicht so bleiben…“, war die Nachricht, die im März den Beginn des Trainings einläutete. Der Name blieb, zumindest bis zu Flexiforce 8 oder den Kayak-Bitches, aber dazu ein andermal mehr.

Da wir alle (mit Ausnahme von unserem Schlagmann Liam und unserer 5, Cornelius) noch nie vorher im Achter gesessen hatten, begann unser Training zunächst meist mit Theoriefahrstunden der FKK-Akademie, bevor wir dann endlich im Boot aufs Wasser konnten. Woche um Woche wurden kalte, dunkle Trainingsmorgen zu hellen, immer noch recht kalten Einheiten auf dem Wasser. Und auch wenn zu Anfang noch einige Übungen durch ein gefrustetes „Storno!“ seitens des Steuermanns beendet wurden, die Gesprächsdichte im Boot ungewöhnlich und womöglich sogar unpassend hoch war (wie aushelfende Achter-Veteranen nach einem Training mit uns verlauten ließen) und wir uns Gefahren wie herumtreibenden Eisschollen, oder vom Himmel fallenden Rollsitzen stellen mussten, stand das Boot doch irgendwie von Mal zu Mal besser in der tückischen Welle der Kieler Förde.
           
Mindestens zwei Mal pro Woche trafen wir uns also ungezogen (oder umgezogen.. ?) und vor allem pünktlich um 5:30 zum Training. Die Aufstehzeiten und die damit verbundene Panik zu Verschlafen und damit 8 Leute im Stich zu lassen, haben übrigens bleibende Schäden hinterlassen und das ein oder andere Teammitglied des FKK-Achters nachhaltig zu unfreiwilligen Frühaufstehern gemacht. Aber wie auch immer. Es wurde also fleißig trainiert – auf dem Wasser, dem Ergo oder im Kraftraum. Ebenso wichtig waren etwaige Teambuilding Maßnahmen, wie ein gemeinsames Grillen in der Bootshalle und ein gemütlicher Brunch mit Espresso Martini. Bei unseren regelmäßigen Frühstücken nach dem morgendlichen Rudern reichte es in Sachen Getränke dann zwar nur für Orangensaft, der wurde aber immerhin im Kölsch-Glas konsumiert, also... ähnlicher Effekt. Apropos „konsumiert“: unser Steuermann – allzeit bemüht, das Energielevel seiner Athleten und Athletinnen hochzuhalten – führte stets ein kleines gelbes Döschen in einer Kette um den Hals mit sich. Eigentlich war das für Traubenzucker gedacht, wurde aber schnell für andere Zwecke missbraucht (nicht als Pütz, das wäre zu weit gegangen). Tatsächlich wurden die darin befindlichen Kaffeebohnen regelmäßig im Boot herumgereicht. Hat es geholfen? Wir wissen es nicht genau, aber es muss wohl so sein, denn nach 3 Monaten blickten wir am 26. Juni dem Rennen selbstbewusst entgegen, mit dem Wissen, wir haben alles getan, um uns und den wirbellosen Wolfgang bestmöglich auf diesen Tag vorzubereiten!

Was alles auf einem Kilometer Strecke passieren kann, war uns wohl allen vor dem Tag des Rennens nicht bewusst. Aber von Anfang an: Hauptdarsteller dieses Dramas waren (von Position 1-8) Toleen, Lucie, Tobi, David, Cornelius, Josi, Franzi, Liam und natürlich Flexi am Steuer. Das Wetter: typisch Kiwo (Sonne, aber relativ welliges Wasser). Die Motivation: hoch, denn wir hatten neue Shirts, neue Einteiler und richtig viel Lust aufs Rennen. Schon beim Einrudern bekamen wir ordentlich Wasser ins Boot, aber wir hatten bei allen Bedingungen trainiert, mit ein paar Wellen würden wir schon klarkommen. Unsere Startbahn war die Bahn 1, ganz innen, direkt am Ufer. Eine gute Bahn hieß es, hier hat der ARV schon das ein oder andere Rennen gewonnen. Nun ja… uns brachte die Bahn weniger Glück. Durch den starken Ostwind trieben die anderen Boote immer dichter an uns heran und wir natürlich dicht ans Ufer. Und dann kam auch schon das Startsignal. Die „Analyse“ (aka. Ungläubige „Was ist denn da passiert?!?“-Fragen nach dem Rennen) ergaben später, dass Backbord wohl stärker gezogen hätte als Steuerbord, in Kombination mit drm Seitenwind war das wohl ausreichend, um das Boot in Windeseile Richtung Ufer auszurichten. Das einzige, was im Boot zu hören war, war ein „Rumms“, direkt nach dem Start. Kommando: Steuerbord lang, Ruder halt. Unsere komplette Steuerbordseite war gegen einen Traditionssegler gekracht.
                                                                                
Irgendwie (wir wissen selbst nicht mehr wie) haben wir es dann an ihm vorbei geschafft. Die anderen Boote waren da schon viele Meter voraus. Kommando: Und noch ein Start. Im Training war immer die Devise: weiterrudern, nicht anhalten. Und genau das haben wir dann auch getan: Rudern, rudern, rudern. Schön sah das wohl nicht mehr aus, aber schnell muss es doch irgendwie gewesen, denn bei der Hälfte der Strecke hatten wir zu den anderen Boote aufgeschlossen und waren langsam aber sicher auf der Überholspur. Nach unserem „furiosen Zwischenspurt“ (Zitat Kieler Nachrichten) lag nur noch das Boot der wackeren Germania vor uns.
                                                                               
Doch obwohl wir noch einmal versuchten das Tempo zu steigern, konnten wir das Boot auf die Distanz nicht mehr einholen (dazu beigetragen hat sicher auch, dass unsere arme Nr. 6 auf den letzten 75 Metern von ihrem Rollsitz gefallen und nicht mehr ganz im Takt gekommen war…). Nach dem wir den Schreck und vielleicht auch ein kleines bisschen Enttäuschung überwunden hatte, konnten wir uns trotzdem sehr über unseren 2. Platz freuen! Die drei Monate Training, in denen wir als Team zusammengewachsen sind, jede Menge Spaß und Insider hatten und uns natürlich auch im Achter immer weiter verbessert hatten werden wir alle vermissen!

Ein großes Dankeschön geht an die vielen Leute, die uns beim Rudern oder auch im Motorboot ausgeholfen haben. Diese Leute wissen auf jeden Fall, wer sie sind, denn ein Weckerklingeln um 4:45 Uhr vergisst man nicht so schnell. Egal ob einmalig, oder ebenso regelmäßig im Boot wie jedes feste Teammitglied auch, ihr habt uns unglaublich weitergebracht und wir sind sehr dankbar für die Unterstützung!