Heineken Roevierkamp

Unser Traum von Amsterdam

Zu Beginn des Jahres fand sich ein Team aus neun Frauen und unserem Steuermann und Trainer Felix Eckel zusammen, um für den Heineken-Cup in Amsterdam zu trainieren.
Das Besondere dieses Jahr war, dass eine Renngemeinschaft zwischen dem Ersten Kieler Ruderclub und dem Akademischen Ruderverein geschlossen wurde. Janne Pingel und Katharina Wallner aus dem ARV stießen zum EKRC-Frauenachter-Team dazu, um gemeinsam die Challenge des diesjährigen Heineken Roevierkamps zu bestreiten. Neben Janne und Katharina bestand das Team dann aus Jule Tannert, Mona Flathmann, Svenja Horn, Anna Louisa Kollster, Leslie Matthiesen, Isabell Kremin und Hannah Ketelsen vom EKRC.

Mitte März ging es also für uns im EKRC-Vereinsbus von Kiel nach Amsterdam. Die Stimmung war gut und ausgelassen, was unter anderem an der extra erstellten Amsterdam-Playlist und den vielen Snacks lag.

In Amsterdam angekommen ging es zuerst zum Boot. Wir riggerten gemeinsam den Achter auf und machten uns dann auf den Weg zur Pasta-Party, die vom Ruderverein Nereus veranstaltet wurde und auf die nach 7h Autofahrt schon hingefiebert wurde. Trotz einer wirklich sehr kleinen Portion stieg mit dem Zusammensitzen die Vorfreude auf die kommenden Renntage. Abends saßen wir noch gemeinsam in der Lobby, nahmen einen „zweiten Gang“ an Abendessen zu uns und schrieben eine Geburtstagskarte für Felix, welcher am nächsten Tag Geburtstag hatte.

Am nächsten Morgen trafen wir uns ausgeschlafen beim Frühstück im Hotel. Der Kaffeevollautomat brachte auch den ein oder anderen Morgenmuffel wieder zum Strahlen. Wir überreichten Felix sein Geburtstagsgeschenk und verbrachten den Vormittag mit Brunchen und spielten das Spiel „Top Ten“, auf dem Zimmer – noch sollten wir unsere Energiereserven schonen.

Mittags ging es dann zur Regattastrecke. Am Ruderverein Willem III lag unser Achter Wilhelm Mohr. Nachdem bei all den Booten ein Steg zum Ablegen frei wurde, fuhren wir uns warm und machten uns auf den Weg zum Start. Auch hier fanden sich so viele Boote ein, dass, wo man auch hinschaute, ein Achter neben dem anderen lag.

Als erstes ruderten wir 2,5 km auf der Amstel und wurden von Felix souverän durch das Rennen gebracht. Im Ziel angekommen, hatten wir nur kurz Zeit, bevor es mit dem 250 m Sprint „kurz und schmerzhaft“ weiterging. Zeit zum Anlegen und Aussteigen gab es zwischen dem ersten und dem zweiten Rennen also nicht.


Zurück im Hotel erholten wir uns und evaluierten die beiden Rennen. Insgesamt waren wir zufrieden mit unserer Leistung am ersten Tag. Abends konnten wir dann doch noch etwas von der Stadt Amsterdam zu Land sehen und gingen gemeinsam Pizzaessen und stießen auf Felix‘ Geburtstag an.

Am zweiten Regattatag klingelte um 6 Uhr bereits der Wecker und startete gleich mit zwei Hiobsbotschaften: zum einen war unsere Ersatzfrau, die am zweiten Tag das Boot mit noch frischen Muskeln unterstützen sollte, nun tatsächlich krank geworden, zum anderen hatte sich unsere Cox-Box über Nacht am Ladekabel vollständig entladen. Nach einem kurzen gemeinsamen Frühstück gingen wir zur Regattastrecke, ruderten uns ein und fuhren zum Start des 5 km- Rennens. Auf dem Wasser verzögerte sich der Start, alle Boote wurden unruhiger, viele (wir inklusive) legten nochmal kurz für eine Pippi-Pause an. Ein kleiner Kulturschock war auch, das auf einmal alle Achter um uns herum angefangen haben, einem „Animateur“ am Ufer folgend, die Hände über dem Kopf zusammen zu klatschen – nach einer kurzen Irritation über dieses höchst kuriose Schauspiel stimmten wir aber natürlich mit ein! In diesem 5000m Rennen zeigte auch Felix vollen Körpereinsatz, indem er mit ausladenden Gesten und aus voller Lunge versucht hat, zumindest einzelne Kommandos auch an den Bugvierer zu übermitteln. Unserer Schlagfrau Leslie folgend schoben wir uns dann eben ohne die motivierenden Cox-Calls, Schlag für Schlag Richtung Ziel.

Ein Blick auf Social Media zeigte, dass der Renntag zudem in die Geschichte der „Rowing Fail Memes“ eingehen würde: Während wir schon wieder an Land waren, wurde einer der Männerachter aus voller Fahrt in einen Pfosten hineingesteuert, was zum Riemenbruch und Kentern des Bootes führte, und das Rettungsboot so durch die Regattastrecke hindurch fuhr, dass es HAARSCHARF einen heranrasenden weiteren Achter in seinem Rennen schnitt (und buchstäblich für eine große Welle sorgte). Immerhin sind wir davon verschont geblieben!

Vor dem vierten und letzten Rennen fuhren wir uns noch mit ein paar schnelle Schläge ein, die Stimmung war ausgelassen und es wurde die Zeit singend vertrieben. Die 750 m fühlten sich am besten an, wir hatten alle das Gefühl, dass wir unsere letzten Kraftreserven nochmal in dieses Rennen legen konnten.
Nach einer kleinen Unstimmigkeit mit einem niederlänidischen Männerachter wer nun zuerst anlegen darf, riggerten wir gemeinsam ab, befreiten den festgefahrenen Vereinsbus und warteten auf Felix und Leslie, die den Hänger holten. Es war, trotz strömendem Regen ein schöner Abschluss: wir waren alle noch voller Adrenalin, ganz aufgeregt und haben viel gelacht (den Körperteil-Blues haben wir in unser Repertoire aufgenommen). Das hat unser Team nochmal zusammengeschweißt!
Nachdem wir das Boot dank penibel getakteter Aufgabeneinteilung in neuer Rekordzeit mitten auf der Straße auf den Hänger geladen hatten und unsere Taschen verstaut waren, fuhren wir los in Richtung Kiel. Das Highlight auf der Rückfahrt war ein kurzer Stopp bei „Megges“, als wir wieder in Deutschland waren. Kiel erreichten wir gegen halb 3 nachts.

Die Zeit in Amsterdam und auch die vorbereitenden Trainings haben wir alle sehr genossen. Wir sind aus zwei Vereinen ein Team geworden und mal im ARV-Einteiler und mal im EKRC-Einteiler an den Start gegangen. Wir haben gezeigt, dass wir trotz der beiden unterschiedlichen Vereine eine große Gemeinsamkeit haben: das Rudern und das Regattenfahren. Und wenn man sich dabei zusammenschließt und die Gemeinsamkeit teilt, macht alles noch viel mehr Spaß!


Katharina Wallner und Janne Pingel