Adventswanderfahrt

Es schneit, es schneit - 
Kommt alle aus dem Haus. 
Die Welt, die Welt
 Sieht wie gepudert aus. Es schneit, es schneit - 
Das müßt ihr einfach sehn
! Kommt mit, kommt mit
 - Wir wollen RUDERN gehen.

 Winterliche Kälte und eine seltene weiße Pracht lagen am Morgen des 1. Dezember in der Luft, als sich das Vorauskommando der Adventswanderfahrt am ARV traf. Vier junge mutige Aktive, ein recht müder Alter Herr und der frisch arbeitslose Neuakademiker, der sich als Fahrer zur Verfügung gestellt hatte, beluden in freudiger Eile gemütlich den Bootswagen und reisten durch die Winterwunderlandschaft in Richtung des Gelobten Landes, Berlin – Wannsee. Die fruchtlosen sechs waren unsere Präsidin Julia Schütrumpf, die Aktiven Josefine Harms, Lucie Seibt, Nele Wriedt und AHs Dippe und Jonas Monnens.
Eine völlig entspannte Reise später, welche keine weitere Erwähnung bedarf, trafen diese grandiosen Sechs am Bootshaus des Ruderverein am Wannsee (RaW) ein. Schnee und Kälte hatten auch von Berlin besitz ergriffen in ein grelles weiß getaucht. Unser Fahrer, ein neugieriger Bursche, überprüfte sofort beim Aussteigen, ob Schnee und Kälte auch in Berlin zu rutschigem Untergrund führe. Als Vollblut-Akademiker führte er einen empirisch nicht verwertbaren Eigenversuch durch und bestätigte die Hypothese ziemlich schnell. Die anderen Mitreisenden stellten unterdies fest, dass sie nicht die ersten ARVer waren, welche die Reise hinter sich gebracht hatten. Aus dem Stern des Südens, der Hansestadt Hamburg, war die Aktive Josefine Ziebarth angereist. Und aus Dunkeldeutschland hatte sich AH Tim Krüger nach Berlin durchgeschlagen. Auf Acht angewachsen beging die Gruppe eine Erkundungstour des RaW.
Ein großes Bootshaus mit seinen sechs Bootshallen, drei Stockwerken, zwei Versammlungsräumen, einem Ergoraum, einem Kraftraum und einer Etage mit unterschiedlich gut ausgestatteten Schlafräumen wurden teils geführt, teils ungeführt erkundet. Bevor es zur Zimmerverteilung ging, sprachen Julia und Jonas - der Rest hörte nur halbherzig zu - mit Bernd vom RaW, der eine kurze Beschreibung des Ruderreviers gab. Dabei kam es zur Sprache, dass der RaW der einzige Ruderverein der Bundesrepublik sei, der eine eigene Insel besäße. Da war das Interesse natürlich groß und es wurde schnell beschlossen diese Insel, im Rahmen einer Erkundungstour, noch am selben Nachmittag aufzusuchen. Schnell wurden die Zimmer verteilt und die Steuerleute ausgesucht. Da bekanntermaßen acht Leute zwei zu wenig für zwei 4x+ sind wurde sich auf einen Zweier und einen Vierer mit Steuerpersonen geeinigt.  AH Tim bemerkte noch kurz vor Ablegen, dass es eine ziemlich dumme Idee sei bei Minusgraden, Nebel und baldigem Sonnenuntergang in ein unbekanntes Ruderrevier vorzustoßen. Diese Äußerung wurde von allen nickend und wohlwollend zur Kenntnis genommen. Dick eingepackt bei muckeligen -3° C wagten sich die acht mutigen ARVer auf in das Unbekannte. Es folgte eine Rudertour die ihres gleichen suchte. Spiegelglattes Wasser, ein nebelverhangener See, und am Ufer schneebedeckte Bäume erweckten den Eindruck man wäre vom Steg direkt in ein Märchenbuch gestiegen. Nicht ein Laut war zuhören außer dem rhythmischen Schlagen der Skulls.
Nun vielen aber die Temperaturen weiter und der Nebel wurde dichter und als bald konnte der Vierer, der hinter dem Zweier herfuhr, selbigen nicht mehr ausmachen. Auch das Ufer verschwand kurzfristig außer Sicht. Doch ehe sich die Besatzung fragen konnte, ob sie die anderen verloren hatten, sahen sie das Licht einer einzelnen Lampe aus dem Nebel auftauchen. Der Vierer schloss auf und zu zweit setzten die Boote ihre Erkundungstour fort. Sie erreichten auch schon bald ihr Ziel, Kälberwerder, die Insel des RaW. Einem Impuls folgend legten die Boote für kurze Zeit am Schwimmsteg der Insel an. Sie begaben sich für einen stärkenden Umtrunk an Land und kundschafteten die Insel aus. Das Klettergerüst, welches sie in der verschneiten Landschaft fanden, wurde sogleich zu einigen akrobatischen Ertüchtigungen genutzt. Leider verblieb den Entdeckern keine Zeit auf der schönen Insel zu verweilen, die Vernunft hatte sich ihren Weg durch den Nebel ins Hirn der ARVer gesucht und man beschloss möglichst noch vor Einbruch der Dunkelheit zum Bootshaus zurückzukehren.
Ein vergeblicher Versuch. Zu lange hatten wir geturnt und die Insel erkundet, sodass die Nacht hereinbrach, als wir den See querten. Und wie die Motten zum Licht, steuerten die Steuerleute auf den hellsten Punkt zu, nur um festzustellen das sie leicht vom Kurs abgekommen waren. Der Nebel hatte sich aber glücklicherweise gelichtet und so kamen alle Acht gesund und munter zurück am Bootshaus an.

 
Nach dem Rudern entschieden AH Tim und Aktive Lucie, dass ihnen noch nicht kalt genug gewesen war und daher sprangen sie kurzerhand in den See, um sich abzukühlen. Während die beiden Wikinger Tim und Lucie, sowie die anderen Ruderer sich unter den Duschen aufwärmen gingen zogen die Präsidin und Wanderfahrtsleitung Julia und AH Jonas los, um die Einkäufe für das Wochenende zu erledigen, den Tipp von AH Dippe ‚nicht zu viel zukaufen‘ wollten die beiden beherzigen, scheiterten daran aber kläglich.
Im Laufe des Abends gesellte sich die arbeitende Bevölkerung des ARV, die erst später aus Kiel und in einem Fall aus dem Pott loskonnten, zu der Adventswanderfahrtsgruppe. Und so trudelten AD Diana, AH WilLi, AH Geritt. AH Felix und die Gästin Julia im RaW ein. Später am Abend gab sich AH Uthe die Ehre und verbrachte einen feucht fröhlichen Abend mit uns. Als letzte reiste spät abends die Ex-Präsidin Janne aus Itzehoe an. So waren wir fast komplett, AH Jakob wollte erst am morgen dazustoßen.
Der zweite Tag begann für die illustre Gruppe sehr unterschiedlich. Die beiden Steuerleute vom Vorabend waren nicht ausgelastet und standen daher bereits um sechs Uhr auf um sich ein bisschen auf dem Ergo zu verausgaben. Um kurz nach 7Uhr gesellte sich Josefine Ziebarth zu den beiden. Um halb Neun sollte es frühstück geben, sodass der Großteil es vorzog gegen kurz vor halb aufzustehen. Der Wirt, welcher das Frühstück und das Abendessen am Samstag und Sonntag bereitstellte, und mit dem wir bereits am Abend vorher Bekanntschaft machten, begrüßte uns mit der typischen berliner Freundlichkeit. Und nach dem zufriedenstellenden Frühstück, welches die Kernqualität eines jeden ARV-Essens erfüllte (viel), ging es auch schon zügig an die geplante Rudertour. Draußen waren es -6°C und dem entsprechend dick kleideten wir uns. Bis auf AH Jakob, der wohl den Wetterbericht nicht gelesen hatte. Nach einer überraschend schnellen Bootseinteilung, die zum Verdruss einiger gänzlich ohne Spiele auskam, wurden die Boote aus der Halle geholt und die erste von zwei geplanten Touren unternommen. Es sollte Nach Spandau gehen. Die Streckendistanz wurde am Vorabend von Bernd (RaW) auf ca. 10km pro Weg geschätzt. Mit der Vorstellung bei -6°C einmal nach Laboe und zurück zu rudern legten wir schleunigst ab.
Der nicht ganz so dichte Nebel legte sich schon nach kurzer Zeit an unseren Mützen, Wimpern und Bärten in Form von Eis ab. Dies tat der Stimmung in den Booten aber keinen Abbruch. Während die einen zu holländischem Schlager ruderten, ruderten andere zu klassischen oder weniger klassischen Weihnachtsliedern. Bei bestem Wetter und in einer Kälte, die jedem früher oder später die Wärme aus den Fingern und Zehen trieb, ruderten wir bis Spandau. Aufgrund der Kälte wurden unterwegs aber nur unbedingt notwendige Pausen zum Essen von Plätzchen unternommen. So fiel auch die Pause vor Spandau eher kurz aus. Mit dem Gedanken an eine warme Dusche begaben wir uns schleunigst auf den Rückweg.
Ursprünglich war geplant nach einer kurzen Phase des Aufwärmens eine zweite Tour zu starten, allerding ließen sich nur fünf ruderwillige finden, die sich nach dem ersten Ausflug noch durchringen konnten erneut aufs Wasser zugehen. Der Rest zog es vor an Land und der Wärme zu bleiben und etwas schlaf nachzuholen, oder Sport im Kraftraum zumachen oder gemeinsam Wizard zu spielen. Die hartgesottenen fünf die sich erneut aufs Wasser wagten wurden jedoch mit einer schönen Fahrt nach Kälberwerder belohnt.
Am frühen Abend aßen wir, bekocht durch den Wirt im RaW, und fuhren dann auf den böhmischen Weihnachtsmarkt in Potsdam. Es wurde Glühwein oder Punsch getrunken, Muzen-ähnliche Teigbällchen und Crêpes gegessen und sich gut amüsiert. Auf dem Rückweg verabschiedeten wir uns von AH Jakob, der wieder nach Hause fuhr. Zurück im Bootshaus verbrachten wir einen ruhigeren und weitaus nüchternen Abend bei Kartenspielen und Polonaise. Eine Hiobsbotschaft ereilte uns noch vor dem Schlafengehen. Für die Nacht war Windstille angekündigt, sodass mit Eisgerechnet werden müsse. Daher hatte der Bootswart das morgige Rudern untersagt.

Der Sonntagmorgen zeigte sich nicht weniger unfreundlich als der Samstag, doch das Ruderverbot wurde nicht aufgehoben, sodass wir uns eine Alternative überlegten. Ein ausgedehnter Waldspaziergang durch verschneite Landschaften sollte es werden. Geführt durch den Semiortsansässigen Leon, ein Vetter WilLis. AH Tim entschied sich zu einer früheren Abreise und verpasste dadurch einen grandiosen Ausflug. Denn dieser zeigte uns den Wannsee und unsere Route vom Vortag von der Landseite aus. Es war ebenso magisch und schön wie am Vortag. Während des Spaziergangs entbrannte eine wilde Schneeballschlacht, die ganz eindeutig unentschieden ausging. Im Verlauf des Spaziergangs wurden zu dem eine moderne Variante der Höhlenmalerei bestaunt und die erste Szene des Klassikers ‚Drei Haselnüsse für Aschenbrödel‘ neuverfilmt. Zurück am Bootshaus wurden die letzten Sachen in die Autos geladen und die müden Wanderfahrer kehrten in ihre Heimat zurück.

 

Jonas Monnens