Fari Cup 2025 – Von einer Mannschaft ohne Boot und dem flottesten Vierer der Alster

Im folgenden Bericht geht es um den Fari Cup 2025 - gesehen durch die Augen des Vierers und des Achters. Zwei Boote, ein Ziel: so viel Spaß (und natürlich auch Erfolg) wie möglich!

Teil 1 – Der Achter

Der Fari Cup ist für uns meist die letzte Regatta im Jahr, bei der es im Vierer auf 4,2 Kilometern und im Achter auf 7,5 Kilometern durch Hamburg geht. Für unsere Vierer-Teams ist das Rennen eine feste Institution, aber ein ARV-Achter war seit einer Weile nicht mehr dabei (seit 1963, als der Rock ‘n‘ Roll aufkam, meint Flexi, aber das ist dann wohl doch etwas übertrieben). Das Ganze hat auch einen Grund, denn eine Mannschaft ohne Boot ist fast so schlimm wie ein Boot ohne Mannschaft und unser wirbelloser Wolfi verlässt Kiel ja bekanntlich höchstens noch über den Seeweg. Also einen Achter zum Fari Cup leihen? Das ist unmöglich heißt es anfangs noch, aber Wagnis wird belohnt (und Connections zu anderen Rudervereinen): Der Heimat-Ruderverein unserer lieben Emma, der Bessel-Ruder-Club Minden, leiht sich nämlich für denselben Anlass einen Achter von der Ruderriege Schaumburgia Bückeburg, den wir nun also mitnutzen dürfen. Ein Team ist nach dieser organisatorischen Hürde natürlich auch schnell beisammen: Unter Steuerfrau Jules, wollen sich Tobi, Lily, Emma, Simon, Erik, Flexi, Franzi und Lucie gemeinsam durch Hamburg kämpfen.

Unser erstes gemeinsames Training wird – wie so oft in Kiel – von Wind und Welle korrumpiert, sodass wir uns an einem frühen Sonntagmorgen zu neunt (denn unsere Steuerfrau ist nicht nur auf dem Wasser dabei) auf den Ergos wiederfinden. Dass wir nach dieser Intervallsession alle noch dabei sind, zeigt wohl, dass wir wirklich Lust haben, und so kann uns bei Trainingsversuch zwei nicht einmal der sintflutartige Regen vom Training abhalten. Vorher gilt es allerdings noch die ungleiche Backbord-Steuerbord-Verteilung anzugehen, denn wie Jules es sagen würde: wir haben zu viele Gnome auf Backbord. Nach viel Hin und Her opfert sich Emma bereitwillig auf, ihre Schokoladenseite zu verlassen, sodass wir mit einer halbwegs ausgeglichenen Bootsbesetzung in See stechen können.

An einem (noch) sonnigen Samstagmorgen, an dem die Strecke Kiel-Hamburg mal wieder mit spaßigen Hürden wie Schienenersatzverkehr und beunruhigenden Verspätungszeiten gesegnet ist, machen wir uns auf den Weg zur Alster. Die größte (und zum Glück einzige) Enttäuschung dieses Tages offenbart sich hier, als wir herausfinden, dass das Boot nicht wie von uns angenommen “Atom-Kuh”, sondern “Atom-Q” heißt. Wird wohl trotzdem gehen müssen…

Am Start werden noch ein paar Schrauben festgezogen (mit der Hand, denn wer braucht schon passendes Werkzeug) und Stoßgebete in Richtung Rudergott/-göttin abgegeben und schon sind wir auf der Strecke. Unter der unaufhaltsamen Motivation von Jules geht es in einer Formel1-würdigen Linie um Kurven und durch Brücken, sodass die ersten fünf Kilometer schnell vorbei gehen. Kurz vor dem härtesten Teil der Strecke (den letzten zwei Kilometern auf der Außenalster, auf denen man den vollen Gegenwind abbekommt) werden wir nochmal ordentlich von Janne und David sowie Eriks Mutter angefeuert, die das Rennen von einer Brücke aus beobachten. Dass das Anstrengungslevel spätestens an diesem Punkt des Rennens schon auf seinen Höhepunkt zugeht, lässt sich unschwer an unseren Gesichtern auf dem Bild erkennen, das David in diesem Moment aufnimmt.

Unter Jules unermüdlichen und höchst kreativen Rufen (u.a. “Gebt mir alles, was ihr seid!”) kämpfen wir uns die letzten 2.000 Meter mit all unserer Kraft in Richtung Ziellinie, bis das ersehnte Schluss-Signal endlich ertönt. Und wie man es so von Regatten kennt, ist der Moment hinter der Ziellinie, einer der schönsten! Die ganze Anspannung und Anstrengung fällt ab und wir sind einfach nur glücklich! An Platzierungen denkt in diesem Moment niemand und so drehen wir überglücklich noch eine kleine Runde über die Innenalster, bevor wir das Boot, samt Emma (denn die macht einen fliegenden Wechsel von Position drei auf den Steuerplatz), an den Bessel-Ruder-Club Minden übergeben.

Danach schauen wir noch dem Frauenvierer bei ihrem Bilderbuch-mäßigen Zielsprint zu und feuern sie aus voller Kehle an. Glücklich, zufrieden und vereint machen wir uns nach diesem erfolgreichen Regattatag noch auf den Weg, wohlverdiente Falafel zu essen. Dass wir am Abend in den Ergebnissen noch sehen, dass wir den dritten Platz von acht Booten gemacht haben, ist da nur noch das Sahnehäubchen auf einem rundum perfekten Tag!

 

Teil 2 – Der Vierer

Gesteuert von Maia, bestand der Frauenvierer von Bug nach Heck aus Laura, Marina, Josi und Inke. Alle schön geschmückt mit lila Augen-Make-up und Glitzer, was uns die perfekte Mischung aus Prinzessinnen-Feeling und Kämpferinnen-Geist verlieh.

Wenn man schon in Hamburg rudert, dann darf es auch ein Boot aus der Stadt sein. Wir bekamen freundlicherweise eines von den Hamburger Ruderinnen, inklusive ein paar hilfreicher Tipps zur 4,2 km langen Rennstrecke.

Der Regen war pünktlich mit uns am Start. Plötzlich war die Aufregung im Boot zu spüren, aber es blieb wenig Zeit zum Nachdenken - das Startkommando fiel schnell, und wir waren mitten im Rennen.

Bald war die Nervosität vergessen und wir glitten 2 km lang durch die herbstlichen hamburgischen Kanäle, während Maia uns lautstark zusammenschrie (und uns vielleicht genau deswegen so gut im Rhythmus hielt).

Sobald wir in einem 90 Grad Winkel und mindestens 15 Schlägen „Steuerbord über!“ in die Alster bogen, redeten wir uns ein, dass das Wasser auf der Kieler Förde genauso ungemütlich sei, während uns die Windwellen ins Boot schwappten. Wir lernten, dass es auf der Alster bei diesen Bedingungen tatsächlich viele Krebse gibt, aber zum Glück nur ungefährliche.

Etwa 2 km vor dem Ziel bewies uns unsere Schlagfrau   Inke, dass man auch mit verbundenen Augen rudern kann. Dass ihr das Stirnband in die Augen gerutscht war, war vielleicht unbequem, aber im Bug merkten wir davon nichts. Und vielleicht war es sogar besser so, denn sie musste nicht sehen, wie der nächste Vierer immer näherkam (englisch gerudert, auf jeden Fall etwas respekteinflößend). Mit einem starken Schlusssprint schafften wir es trotzdem vor ihnen ins Ziel.

Bei einem starken Meldefeld von zwölf Booten belegten wir, wie wir später erfuhren, den neunten Platz und freuten uns umso mehr über den dritten Platz unseres Achters.

Ein bisschen  Sightseeing musste natürlich auch sein, also ruderten wir noch in die Innenalster. An diesem Punkt hätte es keinen Unterschied mehr gemacht, direkt unter der Fontäne zu landen - viel nasser hätten wir nicht werden können. Schließlich ruderten wir glücklich zurück, um das Boot wieder abzugeben.

Selbst am nächsten Tag tauchte überall noch Glitzer auf - ein kleiner Rest von Hamburg, der geblieben ist. Was für eine schöne Art, die Regattasaison zu beenden.

 

- Lucie Seibt & Marina  Navarro Engesser